Als künstlerischer Leiter steht der international gefeierte Pianist Rudolf Buchbinder seit 2007 für den Erfolg von Grafenegg. Für ihn ist Grafenegg ein besonderer Ort: «Die Musik und die Künstler begegnen dem Publikum inmitten der Natur. Dadurch entstehen einzigartige und bleibende Momente.»
Rudolf Buchbinder zählt zu den legendären Interpreten unserer Zeit, und seine Verdienste um Grafenegg sind vielfältig – einer davon ist, dass er als Pianist eine große Anziehungskraft hat und das Publikum am Wolkenturm und im Auditorium immer von neuem begeistert. Die Autorität einer mehr als 60 Jahre währenden Karriere verbindet sich in seinem Klavierspiel auf einzigartige Weise mit Esprit und Spontaneität. Seine Interpretationen werden für ihre intellektuelle Tiefe und musikalische Freiheit weltweit gerühmt.
Als maßstabsetzend gelten insbesondere seine Interpretationen der Werke Ludwig van Beethovens. Über 60 Mal führte er die 32 Klaviersonaten auf der ganzen Welt bisher zyklisch auf und entwickelte die Interpretationsgeschichte dieser Werke über Jahrzehnte weiter.
Mit der Edition BUCHBINDER:BEETHOVEN veröffentlichte die Deutsche Grammophon im Herbst 2021 im Vorfeld von Buchbinders 75. Geburtstag eine Gesamtaufnahme der 32 Klaviersonaten sowie der fünf Klavierkonzerte und setzt damit zwei herausragenden Buchbinder-Beethoven-Zyklen der jüngsten Zeit ein klingendes Denkmal. Als erster Pianist spielte Buchbinder bei den Salzburger Festspielen 2014 sämtliche Klaviersonaten Ludwig van Beethovens innerhalb eines Festspiel-Sommers. Der Salzburger Zyklus wurde live für DVD mitgeschnitten (Unitel) und liegt nun auch auf neun CDs vor.
Der aufsehenerregende Zyklus der fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens entstand in der Konzertsaison 2019/20 im Wiener Musikverein. Anlässlich seines 150-jährigen Jubiläums gab der Wiener Musikverein mit Rudolf Buchbinder einem einzelnen Pianisten die Ehre, erstmals in der Geschichte des weltberühmten Hauses alle fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens in einer eigens aufgelegten Serie aufzuführen. Buchbinders Partner waren das Gewandhausorchester Leipzig unter Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons, die Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die Münchner Philharmoniker und die Sächsische Staatskapelle Dresden unter ihren Chefdirigenten Mariss Jansons, Valery Gergiev und Christian Thielemann. Alle Konzerte wurden live aufgenommen. Der im September 2021 auf drei CDs veröffentlichte Musikvereins-Zyklus ist ein historisches Dokument dieser künstlerischen Gipfeltreffen und eine Hommage an Buchbinder als einen der profundesten Beethoven-Interpreten unserer Zeit.
Als Beitrag zum Beethoven-Jahr 2020 initiierte Rudolf Buchbinder einen Zyklus neuer Diabelli-Variationen. In Anlehnung an die Entstehungsgeschichte von Beethovens epochalen Diabelli-Variationen op. 120 gelang es, mit Lera Auerbach, Brett Dean, Toshio Hosokawa, Christian Jost, Brad Lubman, Philippe Manoury, Max Richter, Rodion Schtschedrin, Johannes Maria Staud, Tan Dun und Jörg Widmann elf führende zeitgenössische Komponisten verschiedener Generationen und Herkunft zu gewinnen, ihre persönlichen Variationen über dasselbe Walzer-Thema zu schreiben wie einst Beethoven. So entstanden elf Neue Diabelli-Variationen, die ihre Uraufführung durch Rudolf Buchbinder im Wiener Musikverein erlebten und ein Bestandteil seiner Tournee-Programme in Europa, Asien und den USA geworden sind. Elf Konzerthäuser weltweit fungierten mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung als Auftraggeber. Das Projekt spiegelt Beethovens Werk ins 21. Jahrhundert und vergegenwärtigt auf eindrückliche Weise die Universalität von Beethovens Musik über alle Grenzen hinweg. Unter dem Titel "The Diabelli Project" veröffentlichte die Deutsche Grammophon im März 2020 die Weltersteinspielung der Neuen Diabelli-Variationen in Verbindung mit einer Neu-Aufnahme von Beethovens Diabelli-Variationen, die Buchbinder zuvor 1976 zuletzt eingespielt hat. Das Doppel-Album bildete den Auftakt seiner exklusiven Partnerschaft mit der Deutschen Grammophon. Ebenfalls 2020 folgte eine Live-Aufnahme des 1. Klavierkonzerts von Beethoven mit Christian Thielemann und den Berliner Philharmonikern.
Rudolf Buchbinder ist Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker, der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, der Wiener Konzerthausgesellschaft, der Wiener Symphoniker und des Israel Philharmonic Orchestra. Er ist der erste Solist, dem die Sächsische Staatskapelle Dresden die Goldene Ehrennadel verlieh.
Größten Wert legt Buchbinder auf Quellenforschung. Seine private Notensammlung umfasst 39 komplette Ausgaben der Klaviersonaten Ludwig van Beethovens sowie ein umfangreiches Archiv von Erstdrucken, Originalausgaben und Kopien der eigenhändigen Klavierstimmen beider Klavierkonzerte von Johannes Brahms.
Rudolf Buchbinder hat eine Autobiographie mit dem Titel „Da Capo" veröffentlicht sowie das Buch „Mein Beethoven – Leben mit dem Meister". Sein neuestes Buch „Der letzte Walzer“ erschien zur Uraufführung der Neuen Diabelli Variationen im März 2020 und erzählt 33 Geschichten über Beethoven, Diabelli und das Klavierspielen.